Etzel Die Ölpreiskrise 1973 mit öffentlichen Fahrverboten führte schon vor Augen, dass Deutschland von Energieimporten aus dem Ausland abhängig ist. Dass sich diese Zwangslage jetzt mit der russischen Gasdrosselung wiederholt, nahmen viele der Redner in den Blick, die am Freitag am Kavernenstandort von Storag Etzel zum 50+1. Geburtstag gratulierten.
Die Energieversorgung der Zukunft, so Dr. Ludwig Möhring vom Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG), müsse ganz anders aufgestellt werden, wobei zunächst das importierte Flüssiggas LNG, dann aber vor allem Wasserstoff eine Rolle spielt. Und dem Gasspeicher Etzel komme hierbei im Kontext mit dem Tiefwasserhafen Wilhelmshaven und dem bestehenden europaweiten Leitungsnetz ein hoher Stellenwert zu. Weil LNG aber nicht ausreiche, sei die Gasförderung hinter Borkum wichtig, was sogar noch mit einem besseren CO2-Fußabdruck verbunden sei.
Führender Standort
„Eine Energiewende und die Unabhängigkeit von russischem Gas können ohne Storag und die Kavernen nicht funktionieren“, unterstrich Marian Berneburg als Vertreter der Kaverneneigentümer. Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) sah Etzel in einer Videoeinspielung als „führenden Kavernenstandort Nordwesteuropas für Öl und Gas“, als Leuchtturmprojekt und entscheidenden Baustein in Zeiten der Neuordnung des Energiesektors.
Dass die Region mit Storag Etzel, das „Tor zur Energie“, ebenso auf die zukünftige Speicherung von grünem Methan und grünem Ammoniak vorbereitet ist, fügte Umweltminister Olaf Lies (SPD) hinzu. Die Bundestagsabgeordneten Siemtje Möller (SPD) und Anne Janssen (CDU) sahen ebenso eine nachhaltige Chance als Energiedrehscheibe.
Große Herausforderung
Der Nordwesten der Republik hat sich diesbezüglich bereits vielversprechend aufgestellt, lobte Dr. Michael Sterner, Professor für „Energiespeicher und Energiesysteme“, in seinem Festvortrag. „Nehmen Sie die nationale Aufgabe der Energiespeicherung mit Demut an – darauf können Sie stolz sein“, rief er den Verantwortlichen zu. Der Komplettumbau der deutschen Industrie unter dem Aspekt des Klimaschutzes stehe bevor. „Vor dieser Herkulesaufgabe sollten wir aber keine angst haben“, betont er.
Im Gespräch mit Moderatorin Carola Schede hatten die Geschäftsführer Christoph Uerlich und Boris Richter zu Beginn der Feierstunde vor 200 Gästen die Kernkompetenz der Storag mit dem Entwickeln und Betreiben von Speicherräumen erläutert und auch eingeräumt, dass sich die Verantwortlichen in früheren Jahren einer massiven Kritik der Menschen in der Region ausgesetzt sahen.
„Jetzt stehen wir vor einer gesamtgesellschaftlichen Herausforderung, die Energiequellen auf erneuerbares Erdgas und Wasserstoff umzustellen“, betonte Richter. Und die Storag liefere hierfür einen Teil der kritischen Infrastruktur.
Lob für Transparenz
Dass die Arbeit am Standort Etzel mittlerweile von Offenheit und Transparenz geprägt sei, hob Wittmunds Landrat Holger Heymann (SPD) hervor. Als sensationell bezeichnete er die Planungszeit für die LNG-Anschlussleitung nach Wilhelmshaven von einem halben Jahr. „Radwege dauern bei uns zwischen drei und fünf Jahre.“ Von der schnellen Baugenehmigung zeigte sich ebenfalls Carsten Mühlenmeier, Präsident des Landesamtes für Bergbau und Geologie (LBEG), stolz. Seine Behörde wolle bestmöglich mithelfen, dass ab Anfang 2023 in Gasform übertragenes LNG nach Etzel fließen kann und damit die Versorgungssicherheit verbessert wird.
Die Bevölkerung ist am Samstag, 2. Juli, zwischen 12 und 17 Uhr zu einem umfangreichen Info- und Familientag mit 38 Ausstellern und Vereinen auf das Storag-Gelände eingeladen.